Friendica ist nicht Facebook
Wie alles begann
Willi bei Mastodon hat vor einigen Tagen geschrieben:
Alternativen zu #Facebook gibt es wohl immer noch nicht so wirklich, oder? Hab mir die üblichen Verdächtigen mal grob angeschaut und nichts überzeugt mich wirklich... :–/
Ich habe ihn gefragt, was er sich denn wünscht bzw. welche Funktionalität er vermisst. Er hat mit einer ganzen Liste von Anforderungen geantwortet, die ich jetzt mal versuche abzuarbeiten.
Bei der Beantwortung habe ich mich auf Friendica beschränkt, sicher finden sich auch bei anderen Plattformen Ansätze, diese Anforderungen umzusetzen. Immer dann, wenn Friendica etwas auch kann, bekommt es einen Punkt. Wenn ich unsicher bin, eher keinen, aber ich versuche zu erklären, ob was geht und wenn nicht, warum. Da ic
... mehr anzeigenFriendica ist nicht Facebook
Wie alles begann
Willi bei Mastodon hat vor einigen Tagen geschrieben:
Alternativen zu #Facebook gibt es wohl immer noch nicht so wirklich, oder? Hab mir die üblichen Verdächtigen mal grob angeschaut und nichts überzeugt mich wirklich... :–/
Ich habe ihn gefragt, was er sich denn wünscht bzw. welche Funktionalität er vermisst. Er hat mit einer ganzen Liste von Anforderungen geantwortet, die ich jetzt mal versuche abzuarbeiten.
Bei der Beantwortung habe ich mich auf Friendica beschränkt, sicher finden sich auch bei anderen Plattformen Ansätze, diese Anforderungen umzusetzen. Immer dann, wenn Friendica etwas auch kann, bekommt es einen Punkt. Wenn ich unsicher bin, eher keinen, aber ich versuche zu erklären, ob was geht und wenn nicht, warum. Da ich seit mehreren Jahren Facebook nicht mehr nutze und meinen Account dort gelöscht habe, musste ich mir einen neuen Account anlegen – Opfer muss jeder von uns bringen – und damit sind wir schon beim ersten Punkt.
Fangen wir an
- Klarnamen – Da scheiden sich die Geister. Wer auf Klarnamen besteht, muss auch darauf bestehen, dass bei der Erstellung des Accounts eine Überprüfung der Identität mit Hilfe eines amtlichen Ausweisdokuments stattfindet. Sicher möglich, schließt aber, zumindest ohne zusätzlichen Aufwand, alle Menschen, die nicht volljährig sind, erst einmal aus. Kann man gut finden, die Meinungen gehen da auseinander. Und alle, die kein Ausweisdokument zur Teilnahme an gesellschaftlichem Austausch vorlegen wollen, auch. Ist aber jetzt nicht unbedingt der entscheidende Punkt, denn was nutzt mir der schönste “Klarname”, wenn er falsch ist. 10 Sekunden dauert es, ein Profil mit dem Namen “Kalle Wirsch” bei Facebook anzulegen. ;–) An dieser Stelle also +1 für Friendica
- Profil mit Infos – Gibt es bei Friendica und ohne alle Optionen eines Profils durchgespielt zu haben, behaupte ich mal, dass es mindestens so umfangreich zu nutzen ist wie drüben bei Facebook. Deshalb auch hier +1 für Friendica
- Galerie – Hmm, keine Ahnung, wo bei Facebook eine “Galerie” ist, aber bei Friendica heißt das “Bilder” und zeigt alle Bilder die von einem Profil verwendet wurden. Dazu kommt dann noch die Möglichkeit, die Anzeige von Kanälen nach Bildern, Audio und Video zu begrenzen und in Profilen außer Bildern auch “andere Medien” anzusehen. Da mir noch nicht ganz klar ist, was das Besondere bei Facebook sein soll, hier mal kein Punkt für Friendica
- Timeline – Ja, viele verschiedene, heißen bei Friendica “Kanäle” und bieten eine deutlich differenzierte Einsicht in die Welt. Entweder ganz weit und allumfassend oder nur ganz nah, in meinem direkten Umfeld. Das steuere ich selbst, ich bin der Algorithmus. Man kann das gut bei dem für diesen Beitrag neu angelegten Account (den ich danach wieder lösche) sehen: Facebook schiebt kontinuierlich Inhalte in meine Timeline, da es aber bisher nicht weiß, wie es meinen Blutdruck anheben kann, sind die Inhalte sehr indifferent. Definitiv +1 für Friendica
- Markierungen – Keine Ahnung, was das ist, vermute aber es geht um Lesezeichen. Diese heißen bei Facebook “Gespeichert”. Bei Friendica heißt es tatsächlich “Markierte” und ist eine Lesezeichenliste. ;–) Ein weiteres +1 für Friendica
- Events – Gibt es, heißt Kalender und kann mit unterschiedlichen Sichtbarkeiten dazu genutzt werden, eigene Termine & Veranstaltungen für andere anzuzeigen. Da es sich aber etwas von dem Veranstaltungsankündigungsrummel bei Facebook unterscheidet, denn dafür gibt es im Fediverse einen eigenen Dienst, Mobilizon, hier kein Punkt
- Gruppen – Gibt es auch, also wieder +1
- Einstellungen Sichtbarkeit Beiträge – Gibt es natürlich +1
- PMs – gibt es in Friendica, sind aber nicht verschlüsselt. Liegt an der Konstruktion des Protokolls und daran, dass dieses nicht konzipiert wurde, um gesichert zu kommunizieren. Dafür nutzt man tunlichst einen Messenger der E2E-Verschlüsselung umsetzt und nicht Facebook. 😁 wieder +1 für Friendica
- Gutes und ansprechendes UI in App bzw. Website – Das ist 1. Geschmackssache und 2. Gewöhnungssache. Beides bedienen die großen Anbieter seit vielen Jahren sehr geschickt. Aber es bedeutet nicht, dass man nicht die Bedienung eines anderen Interfaces erlernen kann. Es ist eine Mischung aus Muskelgedächtnis und Faulheit – beides kann man überwinden
Und definitiv auch ein “nicht seltsamer” Name und einfacher Einstieg für DAUs ohne “welche Instanz muss ich wählen”.
Das war dann die letzte Forderung in der Liste. Dazu gleich mehr, aber vielleicht schauen wir erst mal, was Friendica alles kann, was Facebook nicht kann:
- Austausch mit Menschen auf anderen Social-Media-Plattformen. Bilder, Videos, Kurznachrichten, Diskussionsgruppen, Streaming usw. sind nur ein Teil der Inhalte, die in zentral organisierten Systemen nicht miteinander verbunden werden können. In deföderierten Systemen mit einem einheitlichen Protokoll ist das jedoch überhaupt kein Problem. Besser noch, es ist Teil des Systemdesigns. Stellt euch vor, man könnte von Facebook aus Freunden bei Snapchat folgen. Mit Friendica – und allen anderen Anwendungen im Fediverse kann man das ohne Probleme.
- Formatierte Texte gibt es in Friendica entweder über den Editor oder durch die direkte Eingabe von Markdown-Befehlen. Facebook kann das nach 20 Jahren weiterhin nicht. Das ist natürlich nur eine Kleinigkeit, zeigt aber, wie unterschiedlich sich Systeme entwickeln können.
Zwei Punkte haben wir jetzt noch zum Abschluss: “nicht seltsamer Name” und “welche Instanz muss ich wählen”. Beides sind keine Einwände, sondern Vorwände. Wenn ich nicht will, komme ich genau mit solchen Oberflächlichkeiten. Tagtäglich akzeptieren Menschen die unterschiedlichsten Namen, ohne daran zu verzweifeln. Warum dann beim Wechsel zu einer anderen, freien sozialen Plattform. “Instanz wählen” ist ebenfalls vorgeschoben. Menschen sind in der Lage aus dutzenden Autoherstellern mit mehreren tausend Varianten und Modellen das für sie geeignete Fahrzeug zu finden. Auf der anderen Seite zögern sie keine Sekunde, den erstbesten Server auszuwählen bzw. dies nicht zu hinterfragen. Irgendwo dazwischen liegt die Entscheidung für “Welchen Dienst will ich nutzen und welcher Server ist dafür geeignet”, es gibt ausreichend Auswahl nach Sprache, Standort, Hobbys. Es gibt unzählige Seiten, um einen Einstieg zu finden. Sehr ausführlich rund um das Fediverse ist z.B. des Join Fediverse Wiki, einen schnellen Einstieg in Mastodon gibt es z.B. in einem Beitrag des Medienzentrum Frankfurt. Dazu kommen noch die FediTips oder eine Liste von Starter Paketen, die derzeit noch etwas unsortiert sind, aber beim Durchscrollen findet man schon gute Profile für mögliche Follows.
tl;dr
Das mit den Pluspunkten ist natürlich Unfug bzw. gar nicht nötig. Bis auf zwei oder drei der Anforderungen können Friendica und andere Angebote im Fediverse mindestens das, was Facebook kann. Einziger Unterschied: Ich muss bereit sein, eigenverantwortlich und selbstständig zu handeln. Das scheint mir jedoch bei den meisten Menschen die größte Herausforderung zu sein.
Discover, create, and share Mastodon starter packs to help new users find interesting accounts to follow.
fedidevs.com
Fediverse Quickstart Guide (Mastodon-Version)
Dieser kurze Text soll zeigen, wie man schnell ins Fediverse kommt. Zur Vereinfachung am Beispiel von Mastodon. Je nach gewünschtem Einsatz gibt es andere Dienste, in der Regel sind diese NICHT komplizierter in der Nutzung und Einrichtung. [Der Text basiert auf dem “QUICK START – New people start here!” von fedi.tips/ – dort gibt es viel detailliertere Hilfe und weitere Links. Wer die Links unten anklickt, wird dorthin weitergeleitet. Inhalte dann in englischer Sprache. Ebenfalls ausführlich und in Deutsch gibt es Anleitung bei Neles Ebildungslabor und bei Thomas Ebinger ]
In 7 1⁄2 Schritten zum Ziel
oder die ganz schnelle Variante 1. – 2. – 3. und schon kannst du loslegen. Alle weiteren Schritte gehen auch später.
- Wähle einen Server und melde dich an: Für einen schnellen Start gehst du am besten auf die Seite joinmastodon.org/. Dort kannst du oben rechts die Anzeigesprache auswählen und unten mit drei Schritten einen Server finden: Anderen Server auswählen ⇒ Region = Europa ⇒ Sprache = Deutsch. Es wird eine Auswahl an Servern angezeigt. Bei einigen kann man sich jetzt direkt anmelden und loslegen, bei den anderen wird die Anmeldung vom Adminteam erst noch bestätigt. Lass dich nicht stressen, wenn du dich für einen Server entscheidest, du kannst dein Konto später jederzeit auf einen anderen Server übertragen.Noch schneller und um dir die Auswahl zu erleichtern hier 3 Server, die stabil laufen und aktiv betreut werden:
- Fülle dein Profil aus: Das ist der leichteste Teil – Schreib ein paar Worte über dich, wer du bist, was du machst, welche Interessen & Hobbys du hast und wie du gerne angesprochen werden möchtest. Im Fediverse interessieren sich die Menschen füreinander ;–)
- Entdecke Personen, denen du folgen kannst: Dieser Teil ist etwas anders als üblich, denn es gibt im Fediverse keinen Algorithmus, der dir schon mal eine Liste von Menschen vorschlägt. Das ist ungewohnt, sorgt aber dafür, dass sich Hass und Hetze nicht ausbreiten können. Es geht nicht um Aufmerksamkeit, sondern Austausch. Wie ich ja schon geschrieben habe: ungewohnt. Am einfachsten: Du kennst (sicher) schon ein paar Menschen und sie schicken dir ihre Adresse. Der Aufbau dieser Adresse ist @benutzername@servername. Das gibst du ins Suchfeld ein, bekommst das Profil der Person angezeigt und drückst “Folgen”. Da das etwas mühsam ist, gibt es eine andere Lösung: fertige Startpakete. Diese kannst du nach Themen durchsuchen und dann auf einen Schlag eine ganze Liste von Personen “importieren”, heißt mit einem Klick folgen. Die Funktion ist noch recht neu, es gibt aber bereits einige gute Pakete, z.B. zum Thema Bücher oder auch Fotografie oder Elektronik oder auch Bildung. Der Sender 3Sat hat ein Paket mit Empfehlungen zum Thema Nachrichten erstellt.
Das war es
schon kannst du loslegen. Schau dich um und wenn du ein gutes Gefühl hast, machst du mit den nächsten Punkten weiter. Wenn du Hilfe brauchst, frag einfach.Ab hier kommen jetzt die Schritte, die dafür sorgen, dass du dich darauf freust im Fediverse zu sein
- Wähle eine App oder nutze die Website deines Servers oder die Web-App: Apps für Android und iOS gibt es in den jeweiligen Stores. Weit verbreitet sind die Apps “Mastodon”, “Megalodon” und “Tusky” für Android sowie “Mastodon”, “Ivory” und “Ice Cubes” für iOS. Dabei handelt es sich nur um Empfehlungen, es gibt für beide Plattformen weiter Apps. Du kannst natürlich nach der Anmeldung einfach die Website des Servers im Browser nutzen. Mastodon im Original sozusagen. Damit kann man schon viel anfangen und durch einzelne Einstellungen zu einem sehr komfortablen Nutzererlebnis kommen. Aber auch für den Browser gibt es sogenannte Web-Apps, das erklärt dann der weiterführende Beitrag im Original.
- Folge einigen Hashtags und folge einigen Gruppen: Je nachdem, wie du Mastodon (oder auch andere Fediverse Dienste) nutzt, hast du verschiedene Möglichkeiten der Suche. In der Regel gibt es sowohl im Browser als auch in den Apps ein Suchfeld. Dort kannst du z.B. nach einem Hashtag (das Ding mit der Raute “#” vorne dran) suchen. Wenn du aus der Trefferliste deinen Hashtag oder einen passenden ähnlichen auswählst, hast du die Möglichkeit durch einfaches Anklicken, diesem zu folgen. Ab diesem Moment werden alle Beiträge in deiner Timeline/auf deiner Startseite angezeigt. Kleine Übung: Folge dem Hashtag #neuHierDas mit den Gruppen lassen wir in diesem Schnelleinstieg mal weg, klick auf den Link und du findest eine gute Erklärung. Eine Bemerkung aber vorab: Es ist nicht, wie du z.B. Gruppen von Facebook kennst. Zumindest nicht bei Mastodon.
- Einige Tipps, damit dein Konto und deine Beiträge leichter entdeckt werden: Um es kurz zu machen – Du bist der Algorithmus, d.h. du bist sowohl dafür verantwortlich, was du siehst, als auch dafür, wie gut du gesehen wirst. Einen ersten Tipp gab es oben schon: Schreib was in dein Profil. Aber es gibt noch ein paar wichtige Tricks, wie du dafür sorgst, dass dich andere finden und dir dann evtl. sogar folgen.
- Nutze den Hashtag #neuHier für deinen ersten Beitrag. Und erzähle was über dich. Viele beobachten diesen Hashtag – du ja auch ;–), teilen deinen ersten Beitrag gerne und sorgen so dafür, dass man dich sofort sieht.
- Bei deinen Beiträgen kannst du einstellen, wer dich sieht. Am einen Ende alle (Öffentlich) am anderen Ende nur die erwähnten anderen Benutzer (nur ausgewählte Profile). Dazwischen gibt es weitere Abstufungen Natürlich gibt es weitere Tipps, wenn du dem Link folgst
- Teile deine Kontoadresse mit Freunden, damit sie dir folgen können: Das erklärt sich von selbst: Wenn du dein Profil eingerichtet hast, gehst zurück zu der Plattform, von der du wegwechselst und schreibst dort, unter welchem Namen (neudeutsch “Handle”) du im Fediverse gefunden werden kannst. Denn im Unterschied zu den geschlossenen Systemen der kommerziellen Anbieter kann man auch Profile über die verschiedenen Dienste hinweg finden und ihnen folgen. Aber Achtung: Offensichtlich verstehen die großen Anbieter da wenig Spaß und neigen dazu, deinen Beitrag als “Spam” zu markieren und nicht anzuzeigen. Wenn das passiert, hast du alles richtig gemacht: Du verlässt ein geschlossenes System, das versucht, seine Nutzer mit aller Gewalt festzuketten.
- Wenn du ein offizielles Konto für eine Person oder Organisation hast, möchtest du vielleicht dein Konto verifizieren, damit die Leute wissen, dass es offiziell ist: Na ja, du weißt jetzt schon so viel, wenn du das machen möchtest, folgst du am besten dem Link. Besser wäre aber, du fängst jetzt gleich an. Bei Schritt 1 :–)
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